Der Projektvorschlag
Die Eberhard Karls Universität Tübingen (Prof. Dr. Josef Schmid, Professur für Politische Wirtschaftslehre und Vergleichende Politikfeldanalyse, hat am 17. April 2012 in Kooperation mit dem ACLI — Selbsthilfewerk für interkulturelle Arbeit e. V. Stuttgart (ACLI Baden-Württemberg), dem Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB Bezirk Baden-Württemberg), der Evangelische Akademie Bad Boll, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart), der Katholische Betriebsseelsorge (Diözese Rottenburg-Stuttgart) und mit Kooperationspartnern aus dem europäischen Ausland bei der Europäischen Kommission in der Haushaltslinie 04.03.03.01 – Arbeitsbeziehungen und sozialer Dialog – die Umsetzung eines gemeinsamen Projekts vorgeschlagen.
Die Projektpartner
Es waren Sozialpartner und Akteure aus dem Themenfeld Arbeitsbeziehungen angesprochen worden, die sich thematisch mit der Zukunft der Arbeit, der Finanz-, Wirtschafts-, Staatsfinanz- und Sozialstaatskrise und ihren Folgen auf den Faktor Arbeit und auf die Zukunft der Sozialsysteme sowie mit zukunftsorientierten Bewältigungsstrategien sozialpartnerschaftlicher Akteure befassen wollen. Folgende Partner haben die Einladung zu einer Projektzusammenarbeit angenommen:
Deutschland:
- acli e. V. (ACLI Baden-Württemberg)
- DGB Baden-Württemberg
- DGB Berlin-Brandenburg
- Eberhard Karls Universität Tübingen (Professur Josef Schmid)
- Evangelische Akademie Bad Boll
- KAB Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart
- Katholische Betriebsseelsorge der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Frankreich:
- émergences / CGT Rhône-Alpes, Comité Régional CGT Rhône-Alpes, Montreuil
Italien:
- CISL Lombardia, Sesto San Giovanni
Kroatien:
- Hauptstadt Zagreb, Wirtschafts- und Sozialausschuss
Österreich:
- Betriebsseelsorge Oberösterreich (Diözese Linz), Linz
Schweden:
LO-distriktet i Västsverige, Schwedischer Gewerkschaftsbund, Göteborg
Slowakische Republik:
- Inštitútu zamestnanosti (IZ), Bratislava
Spanien:
- CCOO de Catalunya, Barcelona
Vereinigtes Königreich:
- ACLI-ENAIP, London
Europa:
- Europäisches Netzwerk TANDEM PLUS, Lille
Der Vertrag mit der Europäischen Kommission zur Umsetzung des Projekts LET wurde am 20. Juli 2012 unterzeichnet.
Ansprechpartner:
ACLI – Selbsthilfewerk für interkulturelle Arbeit e. V. (acli e. V.)
Herr Norbert Kreuzkamp
Jahnstrasse 30
70597 Stuttgart
Fon: +49 7071 793333
Fax: +49 7071 793339
Mobil: +49 177 4866600
E-Mail: info@acli.de
Internet: www.acli.de
Der Projekthintergrund
Angesichts der anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise steht Europa vor enormen beschäftigungspolitischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitsbeziehungen in den Mitgliedstaaten haben: durch die Veränderungen der Arbeitsmärkte und die bereits realisierten bzw. noch zu erwartenden wohlfahrtsstaatlichen Anpassungen in Form eines Rückbaus der sozialen Sicherungssysteme (retrenchment). Von der Finanz- und Wirtschaftskrise sind die einzelnen europäischen Länder in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. Beschäftigungs- und Arbeitslosenzahlen der einzelnen europäischen Länder variieren infolgedessen seit dem Jahr 2007 deutlich voneinander. Von einer krisenbedingten, in einigen Ländern enormen Steigerung der Arbeitslosigkeit, sind europaweit junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Migrantinnen und Migranten in besonderem Ausmaß betroffen.
In vielen europäischen Ländern wurde auf die Finanz- und Wirtschaftskrise mit Maßnahmen reagiert, deren Ziel es war, die Aktivitäten der Unternehmen und die Arbeitsplätze der Menschen zu erhalten, die Nachfrage zu stimulieren und die öffentlichen Investitionen zu steigern. Maßnahmen zum Beschäftigungserhalt und eine krisenbedingte Ausweitung der Arbeitsmarktpolitik generell fallen in den europäischen Ländern sehr unterschiedlich aus; Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise werden national recht unterschiedlich wahrgenommen. Teilweise lässt sich diese unterschiedliche Performanz durch die Verschiedenheit der Wohlfahrtssysteme und die unterschiedlichen Ausgestaltungen der Industriellen Beziehungen in den betroffenen Ländern erklären, die stark geprägt sind durch eine Vielfalt von Traditionen, Institutionen und Aushandlungsverfahren und Formen staatlicher Einbindung. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat gezeigt, dass die Arbeitsbeziehungen der europäischen Länder in ihrer ganzen Diversität und auf allen Ebenen (Unternehmen, Sektoren, branchenübergreifend, national) für die Krisenbewältigung von hoher Bedeutung sind. So haben etwa in Deutschland neokorporatistische Arrangements zur Beschäftigungssicherung (z.B. Kurzarbeitergeld, Beschäftigungssicherungstarifverträge) einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise, zur Stabilisierung der Beschäftigung und sogar zu einem Beschäftigungsaufbau geleistet.
Zentrales Ziel der Strategie Europa 2020, die auf ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum abzielt, ist die Erreichung einer Beschäftigungsquote von 75 Prozent für die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen. Dieses Ziel lässt sich – so die Schlussfolgerung des Kohäsionsberichts – nicht alleine auf zentraler Ebene erreichen. Vielmehr bedarf es starker nationaler und regionaler Beteiligung, insbesondere der Sozialpartner.
Das Projektvorhaben
Vor diesem Hintergrund beabsichtigt das Projekt LET zu einer Verbesserung des Kenntnisstandes der Arbeitsbeziehungen in Europa durch eine regionale Betrachtung der Arbeitsbeziehungen ausgewählter Regionen, insbesondere Erfolgsregionen, beizutragen. Hierbei sollen innovative Ansätze in den Arbeitsbeziehungen angesichts der krisenhaften Entwicklungen durch die Finanz- und Wirtschaftskrise aufgespürt, die Sensibilität für spezifische beschäftigungspolitische Fragestellungen erhöht und der Austausch unter den Partnern hierüber gefördert, handlungsrelevantes Wissen zu den Arbeitsbeziehungen auf regionaler Ebene erarbeitet und die Arbeitsergebnisse abschließend einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Durch Aufzeigen beschäftigungspolitscher Möglichkeiten und innovativer regionaler Ansätze des Sozialen Dialog in ausgewählten europäischen Regionen soll ein Beitrag zur Umsetzung und Verwirklichung der Ziele der EU-2020-Strategie geleistet werden. Die Umsetzung des Projekts LET ist für den Zeitraum Oktober 2012 bis Dezember 2013 vorgesehen.